Faszination der Vielfalt: Menschen, Farben, Gerüche. Waren, Speisen, Spektakel. Ein Marktbesuch in Thailand ist ein Erlebnis. Ob im tiefsten Isaan oder des Nachts mitten in Bangkok. Ein Fotoreport von Thailands authentischen Märkten jenseits des Tourismus.
„Mach bitte mal wieder was ohne Corona-Bezug“ meinte meine Herausgeberin dieser Tage bei der Frage nach dem Thema für die Mai-Ausgabe der „Mi-allai-May“-Kolumne. Klingt gut. Mache ich gerne. Einfach mal in die Zukunft denken, wenn das Reisen wieder möglich ist und das Leben sich normalisiert hat. Das wird kommen – ganz sicher! Nur nicht die Hoffnung verlieren.
Und dann, wenn es soweit ist? Was würde man als erstes machen? Schnell in den Flieger steigen und ab ins Land des Lächelns? Alte Freunde treffen und neue kennenlernen? Endlich wieder unbeschränkt am Beach liegen? Die Nacht in den Hotspots zum Tage machen? Die Speisekarten der Seafood-Restaurants hoch und runter genießen?
Alles möglich. Alles gut. Aber kurioserweise war das erste, was mir einfiel: ein Marktbesuch in Thailand! Denn ich liebe es, durch die Reihen der Stände zu flanieren. Ich genieße es, die Menschen zu beobachten. Und natürlich auch, die angebotenen Leckereien zu begutachten: Ist das hier vorne scharf? Kann man jenes dahinten wirklich essen? Wer kauft solche Gimmicks? Und warum gibt es so viele Stände, an denen nahezu die gleichen Kleidungsstücke angeboten werden und wie überleben die?
Das schönste am Marktbesuch sind jedoch die entspannten Menschen. Essen kaufen kommt in Thailand offenbar direkt hinter Essen an sich als Lieblingsbeschäftigung. Und so kann man den thailändischen Kunden die Vorfreude auf den Gaumenschmaus schon ansehen, wenn sie ihre heutige Lieblingsspeise aussuchen. Und den Händlern die Freude über den Umsatz. Natürlich geht es recht „wuselig“ zu auf den Märkten, vor allem in den städtischen Agglomerationen. Aber hektisch wird es selten. Es bleibt für mich immer der Eindruck eines recht entspannten Einkaufens mit dem Hintergrund besonderer Gerüche, beeindruckender Farben und dem thailändischen Stimmengewirr irgendwo zwischen Feilschen und Klönen.
Natürlich gibt es hier das frittierte Ungeziefer. Angeblich schmackhafte Käfer, krosse Spinnen, Raupenchips. Aber ein Thai-Markt besteht nie nur aus diesen exotischen Leckereien, die es inzwischen als kleine Dschungelcamp-Experience in fast jede Thailand-TV-Reportage geschafft haben. In Wahrheit sind die thailändischen Märkte egal ob in einer Provinzstadt auf dem Land, in einem der unzähligen Stadtteile der Metropole Bangkok oder auch in geringer Entfernung zu den touristischen Zentren von Pattaya oder Phuket keine Show, sondern echte Versorgungszentren für die Thais im Alltag.
Es gibt allerdings auch die „inszenierten“ Märkte: Pattaya Floating Market südlich der Touristenstadt. Oder der noch bekanntere Damoen Saduak in der Region Bangkok. Aber die haben lange nichts mehr mit den echten Märkten zu tun. Und thailändischen Kunden wird man dort sicher nicht mehr begegnen. Viel zu teuer. Viel zu touristisch.
Selbstverständlich kann es dem „Farang“ auf einem authentischen Thaimarkt passieren, dass die Tomaten bei ihm stillschweigend eine Preisverdopplung erfahren gegenüber dem einheimischen Kunden, der sich soeben damit versorgte. Mag vorkommen. Wer sich eines einheitlichen Preises für alle sicher sein will, sollte in die großen Einkaufstempel BigC oder Tesco Lotus gehen.
Jene besondere thailändische Marktatmosphäre ist dort allerdings sicher nicht zu erleben, auch wenn die in diesen Zentren den Vollsortimentern vorgelagerten Shop Areas durchaus ebenfalls ihren Unterhaltungswert haben. Und von praktischem Nutzen sind, da dort viele Dienstleistungen – von der Bankfiliale über den Mobilshop bis hin zur Backstation europäischer Provenienz – zu finden sind.
Dennoch bleibt es dort bei der sterilen Air-Condition-Atmosphäre. Kein Schwitzen unter Plastikplanen, kein hungrig machender Geruch frisch gegrillter Fische, kein kühlender, frisch gebrühter Eiskaffee mit süßer Kondensmilch und Strohhalm aus Plastiktüten.
Das Angebot der „echten“ Tages- und Nachtmärkte Thailands ist meist geradezu überbordend. Wenn ich in Thailand ausnahmsweise mal in einem Hotel wohne und einen Markt besuche, finde ich das zumeist ziemlich ärgerlich. Zu groß ist die Verlockung frischer Waren oder bereits zubereiteter Köstlichkeiten auf dem Markt. Ich kann kaum widerstehen, freue mich, bald wieder Selbstversorger zu sein. Bis dahin verwöhnt mich der Blick aufs Geschehen, auf das wuselige, aber jederzeit entspannte Treiben, Handeln, Kommen und Gehen. Ich nehme die vielen lächelnden und freundlichen Gesichter wahr und versuche, angemessen zurückzulächeln. Ich bin dann kein Kunde, sondern fotografierender Beobachter und freue mich, wenn ich auf den Auslöser drücken darf auch ohne etwas zu kaufen.
Wie überall auf der Welt hat der Markt auch in Thailand nicht nur ökonomische Bedeutung. Er ist Treffpunkt, Nachrichtenbörse, Gerüchteküche und kulturelle Institution. Er ist Schauplatz für Feste, Aufführungen, politische Botschaften, persönliche Inszenierungen oder religiöse Bekenntnisse. Aber er ist nie Folklore, sondern in erster Linie ein Platz des Austausches und des Handelns. Übrigens nicht nur für „Food“, sondern oft auch für Textilien, Haushaltswaren, Nippes und alles was man sonst so auch im Einkaufszentrum mit Kreditkarte, aber mit weniger Unterhaltungswert kaufen könnte.
Die Fotos entstanden auf Märkten in Bangkok, Ban Amphur (Provinz Chon Buri), Bang Sare (Provinz Chon Buri), Ban Khanat Mon (Provinz Surin), Chong Chom (Provinz Surin), Pattaya und Sangkha (Provinz Surin).
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Mist, jetzt hab ich Hunger und Lust auf Khanom 😉
Hallo, danke erst mal für ihre Arbeit, die ihnen hoffentlich auch Freude macht.
Die Eindrücke sind gut umschrieben, so wie ich es auch Erlebt habe und werden, Danke.
Vielen Dank für Ihr Interesse an meinem Blog, der vor allem Spaß macht, denn er ist ein Hobby und kein Broterwerb. Und ebenso danke für das positive Feedback.
Genauso empfinden das meine Frau und ich auch. Für uns der tägliche Urlaubs-Höhepunkt. Egal wo und wann, wenn wir unterwegs sind , und einen Markt sehen halten wir an. Unser Favorit ist übrigens Bang Sare.
Danke für Ihr Feedback. Da haben wir etwas gemeinsam i Bezug auf die Faszination der Märkte. Und ja, zum Markt in Bang Sare gehe ich auch gerne. Einige Fotos im Blog sind dort aufgenommen. Ich empfehle aber auch gerne den Markt in Ban Amphur ganz in der Nähe (zwischen Ortsmitte und Thai-Austrian College, auf der linken Seite in Fahrtrichtung Sattahip).
Super Einblicke bekomme ich gleich wieder Sehnsucht nach meinem Lieblingsland Thailand !
So soll es sein. Viel Spaß beim nächsten Trip ins Lieblingsland und vielen Dank für den lobenden Kommentar.
Sehr schön beschreiben. Darum liebe ich diese echten Thai Märkte auch so sehr. Sehr chöne Bilder
Danke für das Feedback!