Wunderliche Synapse in Zeiten der Krise. Es ist überraschend der Geschmack von Nescafé, der mich Fernweh empfinden lässt. Fernweh nach Thailand, das in Zeiten von Corona so weit weg liegt wie nie zuvor. Und auf thainess.de wenigstens vorübergehend und virtuell ein kleines Stück näher rückt. Die “Mi allai may”-Monatskolumne, diesmal von Stephan.
Typisch Thailand? Asien ist in vielen Region ein Tee-Land und kein Kaffee-Land. Der Siegeszug von Nescafé, Birdy und ähnlicher Instant-Produkte in Thailand und den Ländern Südostasiens, in Indien und China war deshalb immer schon wie ein Homerun im Baseball. Da ein Kaffee am Morgen im Laufe meines Lebens für mich unverzichtbar geworden ist, bin ich in Asien zum Nescafé-Trinker geworden. Egal ob auf der Blaufliesen-Terrasse des Isaan-Häuschens kurz nach dem Sonnenaufgang wenn das Dorfleben erwacht, auf dem Plastikstuhl des Beach-Shack am Strand von Ban Amphur nach dem ersten Schwimmgang oder verkatert auf dem Balkon des VT Six Condo mitten im Epizentrum thailändischen Nachtlebens mit Blick auf die Bucht von Pattaya: Eine heiße Tasse Nescafé mit Milch ist mein erster Geschmack des Tages, verbunden mit diesem besonderen thailändischen Moment der Muße zu Beginn eines neuen Tages.
Gelegentlich brühe ich mir auch zu Hause in Deutschland eine Tasse Nescafé und werde, wenn sich der Geschmack auf der Zunge entwickelt, von – normalerweise – wohligem Fernweh nach Thailand und diesen thailändischen Momenten erfasst. Normalerweise. Denn meist ist der nächste Thailand-Trip schon geplant, mindestens aber fest avisiert.
Genau das ist in diesen Tagen anders. Thailand ist weiter weg denn je in meinem Leben. Unbefristet unerreichbar. Die Corona-Krise hat die Welt nicht nur lahmgelegt, sondern versorgt uns täglich mit schrecklichsten und noch vor wenigen Wochen unvorstellbaren Neuigkeiten wie in einem übertriebenen Hollywood-Katastrophenfilm. Inmitten dieser Entwicklung, inmitten von persönlicher Angst und gesellschaftlichen Fragezeichen, gesundheitlichen Risiken und ökonomischen Befürchtungen wirkt die vom Geschmack des Nescafé am Morgen offen gelegte erzwungene Distanz zu Thailand banal. Aber manchmal sind es eben genau diese Banalitäten jenseits der großen Schlagzeilen und der großen Gefühle, die eine unveränderliche Wahrheit für einen Moment lang schonungslos veranschaulichen.
In einem solchen Moment auch noch eine Website über Thailand zu relaunchen, mag verwundern. Aber vielleicht gibt es keinen besseren Zeitpunkt – gerade dann, gerade jetzt, wenn das „Objekt der Begierde“ in der Realität unerreichbar ist. Und man vielleicht von den stündlich neuen Corona-Meldungen auch mal ein wenig Abstand braucht. Dennoch: es war keine Absicht, sondern hat sich zufällig so ergeben.
Es wird viel geschrieben dieser Tage über Thailand und seinen Umgang mit dem Virus, über Thailand und seinen Umgang mit Ausländern in der Krise. Über die Thais, von denen viele mangels Rücklagen nach wenigen Tagen – ob gesund oder krank – vor dem ökonomischen Exitus stehen. Über die „Farang“, die in Thailand ausharren oder versuchen, das Land so schnell wie möglich zu verlassen. Vielleicht gibt es in einer solch einmaligen Krise kein „richtig“ oder „falsch“. Vielleicht kann niemand wirklich wissen, was in diesem Moment „richtig“ oder „falsch“ ist. Die Welt steht still. In Thailand und überall. Und dieser Zustand erscheint – bei aller Unzufriedenheit im normalen Alltag mit seinem üblichen Gang der Dinge – ungewohnt, unnatürlich, unmenschlich.
Wenn schon das “richtig” oder “falsch” in einer Situation, die für die ganze Welt neu ist, womöglich nicht entschieden werden kann, kommt es wohl eher auf anderes an. Etwa darauf, sich von einem Virus, dessen bildliche Darstellung in den Medien mich immer an einen Massageball erinnert, nicht spalten zu lassen. Jedenfalls nicht noch mehr als vorher. Nicht in “Farang” und Ausländer – in Thailand und anderswo. Nicht in Alte und Junge. Nicht in Kranke und Gesunde. Nicht in Depressive und Hyperaktive. Nicht in Rechte und Linke. Und eben auch nicht in Richtige, die alles schon vorher wussten und auch jetzt alles besser wissen und es vor allem nachher schon immer gesagt hatten, und Falsche. Das ist meine Hoffnung in der Krise, für Thailand und die Welt: dass wir uns ein wenig in Demut üben und uns immer darum bemühen, auch einmal die Welt mit den Augen des anderen zu betrachten. Das kann so hilfreich sein. Allen.
„That´s Thailand.“
„That´s thai style.“
“Typisch Thailand!”.
Diese Sätze haben in Zeiten der Krise wieder Hochkonjunktur. Und, mal ehrlich, welcher Thailand-Fan hat diese Sätze nicht schon einmal gehört oder selbst ausgesprochen – auch ganz ohne große Krise? Mal bewundernd, mal resignierend. Mal anerkennend, mal kopfschüttelnd. Mal überrascht, mal verzweifelt.
Thailand hat seine Eigenarten, die Thailänder haben ihre Eigenarten. Wie alle anderen Länder und deren Bewohner auch. Mal liebenswert, mal unverständlich, mal abstoßend.
Diese Web-Präsenz versucht, den Blick ins Innere von Thailand zu lenken. Sie erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern ist ein subjektiver Blick auf Menschen und Orte, Geschichten und Geschichte, Gegenwart und Kultur eines Landes, das Westeuropäer schon seit Jahrhunderten in seinen Bann zieht und das in den letzten 50 Jahren zu einer Lieblingsdestination von vielen Fern- und Asienreisenden geworden ist.
Thainess.de ist weder eine Nachrichtenseite noch stehen nur Beschreibungen von touristischen Hotspots im Mittelpunkt. Thainess.de ist vielmehr eine immerwährende Reise durch das „Land des Lächelns“, zu seinen Bewohnern und in seine Lebenswelten – in Wort und Bild.
Das in jüngerer Vergangenheit in Mode gekommene Kunstwort „Thainess“ steht Pate für die Webpräsenz.
Das Wort ist der Versuch, im Netz, in der Literatur und in den Medien den als „besonders thailändisch“ geltenden Verhaltensweisen, der Lebensart und den Traditionen der Thailänder einen übergeordneten Namen zu geben. Selbst die thailändische Politik bemächtigt sich dieses Wortes, um Entscheidungen und Entwicklungen als angeblich thai-spezifisch zu kennzeichnen und abzugrenzen. Diese politische Aufladung des Wortes „Thainess“ macht sich diese Website nicht zu eigen. Und um thailändische Politik soll es hier nur in Ausnahmefällen gehen.
Die Herausgeber und Autoren der Seite verstehen den Begriff „Thainess“ vielmehr als perfekte Überschrift für den Versuch eines „360-Grad-Blick“ auf Thailand aus unterschiedlichen Perspektiven. Thailand wird sich uns nie ganz erschließen. Die Faszination, die dieses Land auf viele ausübt, die Einmaligkeit seiner Historie in dieser Region der Welt und die sprichwörtliche Freundlichkeit der Menschen im “Land des Lächelns” ziehen viele beinahe magisch an. Um so spannender ist es, sich mit Thailand in unterschiedlicher Form zu beschäftigen, wenn man sich für das Land interessiert. Dafür stehen thainess.de und seine Inhalte.
Die Webseite wird herausgegeben von Surin Thai Massage Saarlouis-Fraulautern und ist eine Einladung zur gegenseitigen Vernetzung an alle, die sich im deutschsprachigen Raum mit Thailand verbunden fühlen.
Neben den Augenblicken und Geschichten in und aus Thailand soll die Kategorie „Mi allai may – Was gibt’s neues?“ kurz, aber möglichst regelmäßig auf neue Ereignisse, Erkenntnisse und Begebenheiten rund um das Thema Thailand hinweisen. In der Kategorie „Talaad Thai – Thai-Markt“ wird es zukünftig Tipps für Bücher über Thailand oder sonstige interessante Produkte aus Thailand auf dem deutschsprachigen Markt geben. Und es finden sich natürlich viele Fotos, Geschichten und Eindrücke aus Thailand auf der Website.
Viel Spaß beim Lesen, Stöbern und Durchklicken. Ob mit einer baldigen Perspektive auf eine Reise nach Thailand oder nicht. Ob mit einer Tasse Nescafé oder ohne.
P.S. Für über 25.000 Besuche und fast 80.000 Klicks innerhalb eines Jahres seit Januar 2019 bedanken wir uns bei allen Besucherinnen und Besuchern der Vorgängerseite scontour.com, von der einige besonders beliebte Texte und Fotos auf thainess.de übernommen wurden.
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